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Vom Nesenbach zum Hauptsammler Nesenbach
Der Nesenbach entspringt im Gewann "Honigwiesen" in Stuttgart-Vaihingen und mündete beim Mineralbad Leuze in den Neckar. Rund 13 Kilometer floss der Bach von der Quelle bis zur Mündung, rund 240 Meter Höhenunterschied liegen dazwischen. Sein Einzugsgebiet lag bei rund 32 Quadratkilometer.
Heute nun, seit fast vierzig Jahren ist der Nesenbach komplett überdeckelt. Er fliest zum Beispiel als Kanal durch das Kaufhaus Breuninger am Marktplatz. Zwischen den Breuninger-Gebäuden: Mittelbau und Hochhaus muss man ihn über zwei Rolltreppen im Untergeschoss unterqueren. Bis in die 1980er Jahre waren an dieser Stelle zwei Aquarien angebracht.

Aus dem Strom ist ein Rinnsal geworden, das durch benachbarte Quellen am Leben bleibt. Ein Großteil seiner Fluten endet heute im Klärwerk Mühlhausen.

 

Der Nesenbach war Jahrhunderte lang ein wichtiger Trinkwasserlieferant, aber mit jeder neu gefassten Quelle wurde dem Nesenbach immer mehr Wasser in seinem Oberlauf entzogen. Den Müllern fehlte deshalb das Wasser für ihre Wasserräder. Deren Beschwerde ist es unter anderem zu verdanken, dass im Jahr 1566 der Pfaffensee mit dem Christophstollen als Abfluss in der Heidenklinge angelegt wurde. Die Anlage der Seen am Katzenbach und Steinbach im Jahr 1812, des Bärensees und des Neuen Sees (1833) im Quellgebiet der Glems sorgten für mehr Nutzwasserzufluss in den Nesenbach.

Vielfältig war der Nutzen des Nesenbachs für die Bevölkerung: Er lieferte das Wasser zum Waschen, Reinigen, Gießen, zum Tränken und Schwemmen des Viehs, für viele handwerkliche Tätigkeiten, zum Abschwemmen des Unrats und selbstverständlich auch das Löschwasser.

Aus ihm wurde im 16/17. Jahrhundert Gold gewaschen. Reich wurde davon niemand, denn im Stubensandstein ist nur in geringem Masse Gold enthalten.

Erhebliche Hochwasserschäden richtete der Nesenbach immer dann an, wenn bei heftigem Gewitterregen die Wassermassen von den steilen Hanggebieten ins Tal strömten. Innerhalb weniger Minuten konnte die normale Wasserführung von 20 bis 100 l/s auf 60 bis 100 m³/s, also bis zum Tausendfachen anschwellen.

So zum Beispiel 1508 als das Flüsslein zu einem rauschenden Strom anschwoll und den Hasenberg hinunter brauste. Elf Menschen ertranken. Und es blieb nicht bei diesem einen Aufbegehren.
Zuletzt starben 1951 zwei Menschen durch ein Regenhochwasser, das den Nesenbach aus seinem Flussbett sprudeln ließ.

 

"Franzosenloch"

In der Nähe der heutige U-Bahn Haltestelle Rathaus wurde der Fluss 1886 für einen Franzosen zum Verhängnis. Dieser hatte zu tief ins Glas geschaut und fand nachts nicht mehr den Heimweg. Wie er so vor sich hintorkelte, stieß er zu dem einzigen Zugang zum überdeckelten Nesenbach unweit der heutigen U-Bahn Station. Er verlor den Halt, fiel in den Fluss und trieb durch den Kanal, bis ihn ein Hofgärtner aus den Fluten rettete. Von da an nannte man den Zugang in der Marktstraße das “Franzosenloch”.

 

Flußkrebse dank Verdohnlung

Dass in Stuttgart überhaupt funktionierende Krebspopulationen überlebt haben, grenzt an ein Wunder. Denn die heimischen Krebsarten wurden durch die aus Amerika eingeschleppte Krebspest in ganz Europa an den Rand der Ausrottung gebracht. In Stuttgart hat das Überleben der Krebse folgenden Grund. Die Vorkommen finden sich alle in isolierten Bachgebieten, deren Unterläufe verdohlt sind, etwa im Oberlauf von Nesenbach und Feuerbach. Diese Isolierung verhinderte, dass infizierte Krebse und Fische aufstiegen und die gefährliche Krankheit einschleppten. Außerdem haben die betreffenden Bäche ihr Einzugsgebiet in den großen Waldflächen um Stuttgart, die sauberes klares und vor allem kühles Wasser liefern. Kühle, schattige Bäche und Flussläufe mit sauerstoffreichem, unbelastetem Wasser und natürlicher Gewässerdynamik, mit intakten Ufer- und Sohlstrukturen sind ideale Lebensräume für Steinkrebse.

 

Nesenbach sichtbar machen und Obere Anlagen aufwerten!
Endlich gibt es eine realistische, bezahlbare Chance, den Nesenbach im Stadtbild wieder zu zeigen. Und gleichzeitig die Entenfütterungsstelle in betonierter Form, den Eckensee, aufzuwerten. Charme haben die vom Verschönerungsverein präsentierten Planungen: Die Stadt müsste das bereits zwischen Kaltental und Südheimer Platz gefasste Nesenbachwasser über eine Rohrleitung an den Eckensee führen. Mit dem Durchfluss eines Teils dieses Wassers könnte sich der Eckensee selbst reinigen – das Land spart die Kosten für die dreimal jährlich stattfindende Reinigung des Sees. Der große Teil des Wassers wird vom Land weiter in die Anlagen geführt und kann die Verdunstung der dortigen Gewässer ausgleichen. Bisher wird der Ausgleich durch wertvolles Trinkwasser vorgenommen. Vorteil hier: Das Land spart die Kosten für Trinkwasserzuführung samt Pumpenleistung. Und noch ein Vorteil: Das Nesenbachwasser muss nicht über die Kanalisation abgeführt werden.
Zu überschaubaren Kosten böte sich also die Chance, den Nesenbach zu zeigen, den Eckensee aufzuwerten und die Oberen Anlagen dem Landtag und Großem wie Kleinem Haus angemessen zu gestalten.
Da derzeit zwischen Oettinger und Schuster kein Blatt Papier zu passen scheint und sie sich immer öfter der Stadtentwicklung widmen, hegen wir große Hoffnung, dass sich Stadt und Land dieses Projektes annehmen.

Quelle: Amtsblatt Stuttgart


 

 

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